Meine Forschungsarbeiten – ein kurzer Überblick

 
Wissenschaftliche Forschungsarbeiten führe ich seit meiner Studienzeit aus. Die Ergebnisse habe ich in der Science Community auf nationaler und internationaler Ebene präsentiert und zur Diskussion gestellt, und zwar in Form von wissenschaftlichen Publikationen und wissen­schaft­lichen Vorträgen sowie von wissenschaftlichen Konzeptionen und Fortschrittsberichten, letztere vielfach als Vorlagen in wissenschaftlichen Räten und Entscheidungsgremien. Verall­gemeinerungen sind eingeflossen in meine universitären Grundlagenvorlesungen über Theo­re­tische Physik für Meteorolo­gen und Geophysiker bzw. über Physik der Erde.

 
Meine wissenschaftlichen Forschungsgebiete waren bzw. sind, und zwar in der Reihenfolge, in der ich sie begonnen habe, wobei ich auf einigen von ihnen auch nach Beginn der For­schun­gen auf neuen Gebieten weiter und dann parallel zu den neu begonnenen gearbeitet habe bzw. noch arbeite:

 
Untersuchungen über Sonnenaufgangseffekte in der Ionosphäre

Damit habe ich mich bereits während meines Studiums als Hilfsassistent befasst. Daraus ergab sich meine erste wissenschaftliche Veröffentlichung (1956).

 
Untersuchungen zur Magnetohydrodynamik geophysikalischer Plasmen

Diese Forschungen habe ich mit meiner Diplomarbeit „Hydromagnetische Wellen“ (1957) begonnen. Die Forschungsergebnisse brachten mir die Aufnahme in die Gemeinschaft der Wissenschaftler des Geomagnetischen Institutes der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW), der Ionosphärenphysiker der DDR und der gesamtdeutschen Arbeitsge­mein­schaft Ionosphäre. Darüber hinaus fanden sie Interesse bei den Physikern der DAW.

 
Untersuchungen zur mathematischen und statistischen Analyse und Darstellung geophysika­lischer Potentialfelder

Die Forschungen auf diesem Gebiet habe ich Ende der 1950er Jahre im Geomagnetischen Institut der DAW begonnen. Über die ersten Ergebnisse habe ich konzentriert berichtet in meiner Dissertation „Analytische Darstellung des geomagnetischen Hauptfeldes“ (1962), meiner Habilitationsschrift „Statistische Analyse des geomagnetischen Hauptfeldes und seiner Säkularvariation“ (1966) und meinem Buch „Kugelfunktionen“ (1965). Die Ergebnisse brachten mir die Aufnahme in die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit, und zwar in Arbeitsgruppen der International Association of Geomagnetism and Aeronomy (IAGA) und der Kommission der Akademien der Wissenschaftler der sozialistischen Länder zur multilateralen Bearbeitung des komplexen Problems „Planetare geophysikalische Forschun­gen“ (KAPG) sowie die Inter-Association Commission on Mathematical Geophysics (IAMG) der International Union of Geodesy and Geophysics (IUGG).

 
Untersuchungen zur Geodynamik als komplexes Phänomen, insbesondere zur Planetaren Dynamik der Erde und zu den messbaren Auswirkungen der endogenen Dynamik der Erde

Diese Forschungen habe ich 1968 bei meinem Wechsel zum Geodätischen Institut der DAW begonnen. Sie bildeten das erste von meinen beiden Hauptforschungsgebieten im Zentral­institut für Physik der Erde der DAW bzw. Akademie der Wissenschaften der DDR (wie die DAW ab 1972 hieß), das 1969 durch Zusammenschluss der DAW-Institute Institut für Geodynamik (gegr. 1899 in Jena), Geodätisches Institut (gegr. 1870 in Berlin, ab 1890 in Potsdam), Geotektonisches Institut (gegr. 1946 in Berlin), Geomagnetisches Institut (gegr. 1890 in Potsdam) und der Leitstelle für internationale geophysikalische Expeditionen (gegr. 1957 in Potsdam) gebildet wurde. Die Forschungs­ergebnisse brachten mir die Aufnahme und die Berufung in Arbeits- und Leitungs­gremien der International Association of Geodesy (IAG) und der KAPG.

 
Untersuchungen zur Fernerkundung der Erde mit aerokosmischen Mitteln

Die Forschungen auf diesem Gebiet wurden ab Mitte der 1970er Jahre zum zweiten meiner Hauptforschungsgebiete im Zentralinstitut für Physik der Erde in Zusammenarbeit mit nahezu allen wissenschaftlichen Einrichtungen der DDR, die auf diesem Gebiete tätig waren. Meine relevanten Forschungen betrafen die Initiierung, Konzipierung und Förderung der Arbeiten auf diesem für die DDR völlig neuem Gebiet in enger Zusammenarbeit mit wissen­schaft­lichen Einrichtungen der sozialistischen Länder. Im Vordergrund standen die interpretations­gerechte Aufbereitung der Bildaufnahmen und die thematische Interpretation. Sie brachten mir die Berufung in die entspre­chende internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit „Interkosmos“ und führten schließ­lich auch dazu, dass ich 1988/89 vom Zentralinstitut für Physik der Erde zum Institut für Kosmos­forschung der DDR-Akademie wechselte.

 
Studien zur Thematik „Wissenschaft in der Gesellschaft/Wissenschaft in der Geschichte“

Meine relevanten Untersuchungen habe ich in den 1950er Jahren begonnen und führe sie seitdem auch heute noch durch. Sie betrafen und betreffen Ideen, Persönlichkeiten und Institutionen auf dem Gesamtgebiet der Erdwis­sen­schaf­ten, speziell im Hinblick auf das Erbe der von Leibniz 1700 in Berlin begründeten Gelehrtengesellschaft und der ihr als Akademie der Wissenschaften ab 1946 zugeordneten traditionsreichen geowissenschaftlichen For­schungsinstitute, in denen ich tätig war, und die daraus resultierenden Verpflichtungen.

 
Meine Arbeitsweise

Auf allen genannten Gebieten habe ich konkrete wissenschaftliche Themen bearbeitet, mit wachsender Erfahrung und Übersicht zunehmend im Team mit Fachkollegen und Mitarbei­tern. Die erreichten Forschungsergebnisse und wissenschaftlichen Einsichten gaben mir das Rüstzeug für die innovative Führung der mir anvertrauten Arbeitskollektive, für die Förde­rung von viel versprechenden Problemlösungen der Forschergruppen und für die Förderung von wissenschaft­lich besonders motivierten Wissenschaftlern. Diese Zusammenarbeit wurde mir zur Grundlage für die Vertretung der Wissenschaftler und ihrer Forschungsaufgaben in den wissenschaftlichen Beratungs- und den Entscheidungsgremien verschiedenster Art national und international.

 
Wissenschaftliche Auszeichnungen

Meine Diplomarbeit wurde mit einem Preis der Karl-Marx-Universität Leipzig ausgezeichnet.

In Anerkennung meiner bis 1969 schon erreichten Leistungen auf dem Gebiet der Magneto­hydro­dynamik geophysikalischer Plasmen und bei der Untersuchung der geophysikalischen Potentialfelder wurde ich in diesem Jahr vom Präsidium der DAW zum Professor für Geo­phy­sik der DAW ernannt. Meine Forschungsergebnisse zur Struktur und Dynamik der Erde durch die Untersuchungen der geophysikalischen Potentialfelder und zur Geodynamik wurden 1978 mit dem Nationalpreis der DDR für Wissenschaft und Technik III. Klasse ausgezeich­net. Das Plenum der Akademie der Wissenschaften der DDR wählte mich auf Grund meiner wissen­schaft­lichen Leistungen auf den Gebieten Mathematische Geophysik, Geodynamik und Fern­erkundung der Erde 1979 zu ihrem Korrespondierenden und 1987 zu ihrem Ordentlichen Mitglied. In Würdigung dieser Leistungen und zur Förderung der weiteren internationalen Zusam­menarbeit auf diesen Forschungsgebieten wählte mich die Ungarische Akademie der Wissen­schaften 1986 zu ihrem Ehrenmitglied.

 
Heinz Kautzleben, im August 2010